Schüler Gottes sein
Schriftstellen:
Lesung aus dem Brief des Paulus an Titus 2 Tim 1,1-8.
Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas Lk 10,1-9.
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Gestern haben wir das Fest Pauli Bekehrung gefeiert, heute feiern wir zwei seiner Schüler Timotheus und Titus. Beide wurden von Paulus bekehrt, ließen sich taufen und wurden Christen. Beide haben Paulus auf seinen Missionsreisen begleitet und beide haben es durch Briefe, die ihnen Paulus geschrieben hat in den Kanon der heiligen Schrift geschafft. Es gibt zwei Briefe an Timotheus und einen Brief an Titus. Der heutige Abschnitt aus dem zweiten Timotheusbrief gibt uns Hinweise, wie wir Apostelschüler sein können.
- Erstens: „Entfache die Gnade Gottes neu.“
Das Meiste unseres Lebens verdanken wir Gott. Wir können das Unsere beitragen, aber letztlich verdanken wir uns Gott. Gottes Gnade gilt es zu entfachen, nicht das eigene Selbstvertrauen, das oft dazu führt, dass wir uns überschätzen und ein wenig zu wichtig nehmen.
- Zweitens: „Schäme dich nicht dich zu unserem Herrn zu bekennen.“
Es ist in unserem glaubensfeindlichen Umfeld gar nicht mehr so leicht den Glauben zu bekennen. Wir brauchen viel Mut für ein öffentlich gelebtes Christentum. Wir müssen uns auch eingestehen, dass die Feinde der Kirche und jener, die den glauben herunterspielen, wohl nie so laut geworden wären, wenn wir Christen nicht so viel geschwiegen hätten in lauter falscher Diplomatie und um Angst um unsere Beliebtheit. Auch Christus hat uns vorausgesagt, dass wir nicht unbedingt mehrheitsfähig sein werden.
- Drittens: „Leide mit mir für das Evangelium.“
Das können wir unterschiedlich verstehen. Wir können am Evangelium leiden, weil wir oft so weit dahinter zurück bleiben. Wir können für das Evangelium leiden, weil es so wenig angenommen wird. Und wir können im Evangelium leiden, wenn wir dort das Leiden Jesu betrachten. Als Pius X. noch Landpfarrer in Veneto war, hat er einen kleinen Katechismus geschrieben, der noch erhalten ist. Darin steht die Frage: „Warum ist Gott Mensch geworden? Die merkwürdig überraschende Antwort lautet: „Um uns das Leiden zu lehren.“ Man muss wissen, dass Veneto damals sehr arm war. Die Menschen fristeten ihr Dasein unter katastrophalen Bedingungen. Das Leiden war dort allgegenwärtig. Nur wer fähig war zu leiden, konnte dort überleben. Bei uns ist es heute gottseidank anders. Es gilt auch für und, dass wer nicht leiden lernt auch nicht wirklich zu lieben und zu leben lernt. Das Christentum ist keine Zuckergussreligion, auch wenn wir das gerne hätten. Das Christentum gründet sich auf das Kreuz. Dort sehen wir was wir Gott wert sind, soviel, dass er leidend für uns den letzten Tropfen seines Blutes vergossen hat. So dürfen wir, wie Timotheus und Titus Apostelschüler und noch vielmehr Schüler Gottes sein.